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Die Angst vorm Scheitern

„Wenn Du etwas machst, mache es richtig.“ Bereits in der Grundschule werden wir darauf konditioniert, fehlerfrei zu agieren. Bestraft mit schlechterer Benotung werden Abweichungen vom Normwert, mit Bienchen-Stempel belohnt wird nur derjenige, der alles richtig macht.

Auch bei Sport, Spiel und sonstigen Wettkämpfen gewinnt in der Regel derjenige, der etwas „am besten“ kann. Die/der Beste sein heißt vorne – hilfsweise oben – sein. Der Weg dahin ist häufig übersäht von Fehlversuchen und – Obacht: Scheitern und Versagen.

Foto: Kerstin Diefenbach, 2019

Doch Versager glänzen selten im Rampenlicht. Wer scheitert, zieht sich lieber zurück in seine Ecke und leckt seine Wunden. Denn: wer Fehler macht, auf den stürzt sich die Meute wie auf eine frisch geschnetzelte Curry-Wurst.

Aber wofür soll das gut sein?

Aus Fehlern wird man klug!

Auch im Projektmanagement wird gerne versucht, eine möglichst konkrete Planung vorab aufzustellen, um im Laufe des Projektes Fehler zu vermeiden. Das funktioniert auch oftmals bei kleinen, überschaubaren Projekten ganz gut – berücksichtigt man das gute alte Pareto-Prinzip (mit einer Treffer-Quote von 80:20). Für mittlere und große Projekt gilt aber häufig eher das Forrest-Gump-Prinzip: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen“.

In Wahrheit sind es eben gerade Fehler, die uns besser werden lassen. Es ist weniger der Versuch der wasserdichten, perfekten Planung, der ein Projekt zum Erfolg führt. Vielmehr ist es die Möglichkeit, Fehler zu erkennen und darauf mit einer Anpassung des Vorgehens reagieren zu können.

Im Projektmanagement und Prozessmanagement spricht man dabei von kontinuierlicher Verbesserung  oder einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess, kurz: KVP.

Entscheidend für die Entwicklung eines KVP ist ein gerüttelt Maß an Flexibilität in der Projektsteuerung. Klassische Wasserfall-Modelle sind hierbei in großen, langjährigen Projekten meist recht schwerfällig: gerät das Projekt bereits zu Beginn leicht in Schieflage, wird dies im regulären Statusbericht gerne mal vernachlässigt. Man möchte ja nicht zu früh die Pferde scheu machen und das Projekt auf gelb setzen. Zudem weiß man oft noch gar nicht wirklich, woran es liegt. Tatsächliche Fehler zeigen sich häufig erst in der Testphase oder während der Implementierung. Oftmals ist es dann aber schon zu spät, um das Ruder noch mit spürbarem Effekt für das Projektergebnis herumzureißen.

Ein Sounding Board als zentrales, regelmäßig tagendes Projektgremium für Verbesserungsvorschläge wird nur selten eingerichtet. Konstruktive Fehlerauswertung, sogenannte „Lessons Learned“-Termine finden in der Praxis – wenn überhaupt – in der Regel nur nach Projektabschluss statt. Der Aufbau einer Wissens- oder Erfahrungsdatenbank für zukünftige Projekte fällt in den meisten Unternehmen gleich ganz weg.

Jeder macht mal Fehler, oder?

Einen Fehler zu melden ist nicht schwer. Einen zuzugeben zeugt von Mut, Entwicklungsbereitschaft und Zielorientierung.

Künstler unbekannt

Um diese Courage zu fördern bedarf es einer Projekt- und Unternehmenskultur, die das Melden von Fehlern belohnt und nicht bestraft. Wer Verbesserungspotentiale erkennt, dem gebührt das Foto nebst Krönchen zum Mitarbeiter des Monats! Agile Projektmethoden, wie zum Beispiel Scrum haben dieses Prinzip fest in Ihrem Vorgehen verankert. Hier findet am Ende einer jeden Iteration ein interner Rückblick, die sogenannte Sprint-Retrospektive statt, die dazu dient, die eigene Arbeitsweise im Team zu analysieren, angefallene Fehler zu erkennen und konkrete Verbesserungsmaßnahmen innerhalb des Projektteams zu vereinbaren, um als Team effektiver und effizienter zusammen zu arbeiten.

Überschaubare Intervalle zwischen diesen Rückblicken helfen dabei, schneller auf Fehler zu reagieren und die Leistung des Projekt-Teams in Hinblick auf die zu erreichenden Projektziele konsequent zu steigern.

„Der größte Ruhm im Leben liegt nicht darin, nie zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.“ – Nelson Mandela

Eine eindrucksvolle Initiative, die sich weltweit mit ihren Events dafür einsetzt, Scheitern politisch, gesellschaftlich und persönlich zu ent-stigmatisieren, sind die 2012 in Mexiko gegründeten FuckUp Nights. Dabei „outen“ sich Gründer gescheiterter StartUps ganz offen und auf großer Bühne zu ihren Misserfolgen, um anderen Jung-Unternehmern dabei zu helfen, nicht mehr dieselben Fehler zu machen. Sondern ihre eigenen. Damit sie besser werden können.

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